Eine blutgetränkte Erde

Gerade ist mein neuer Roman, "Die Mission des Kreuzritters", erschienen. Der hier genannte Kreuzritter ist eigentlich ein Templer. Und das Buch handelt auch nicht vom Kreuzzug. Es spielt im Jahre 1129 und handelt von der Entführung der Tochter des Königs von Jerusalem.

In diesem Roman wird jedoch so Einiges über Land und Leute berichtet und natürlich auch über den ersten Kreuzzug und über die politische Lage 1129 im Heiligen Land. Allerdings versuche ich in meinen Romanen, solche Informationen immer in kleinen Häppchen zu verabreichen und nicht mit Vorträgen zu langweilen. Aber hier vielleicht ein paar Worte dazu, warum es in der Levante (Syrien und Palästina) in der ganzen Geschichte immer so unruhig zugegangen ist. Bis heute eigentlich.

Die Levante ist die fruchtbare Brücke zwischen Anatolien und Ägypten. Dahinter, nach Osten zu ist trockenes Land, zum Teil Wüste. Kein Wunder, dass die Gegend für viele Völker attraktiv war. Außerdem lief durch diese Gegend auch der Handel zwischen Ost und West, von Indien bis nach Europa. Wer die Handelsstraßen besetzt, kann sich am Handel und den Steuern bereichern.

Fast schon immer war die Levante von Fremden beherrscht, die einwanderten oder die Gegend eroberten. In der Antike waren es die Ägypter. Bis die Hethiter kamen, und es den Ägyptern streitig machten. Dann kamen die Makedonier unter Alexander dem Großen. Syrien wurde eine griechische Provinz. 300 Jahren später die Römer. Alle Mittelmeer-Anrainer wurden römische Provinzen. Die Juden erhoben sich in Aufständen, die blutig niedergeschlagen wurden. Nach den Fall des weströmischen Reichs, blieb es im Osten römisch, oder besser gesagt byzantinisch, von Griechenland bis Nordafrika.

Als das byzantinische Reich schwächelte, gelang es den Arabern, einen Teil der Levante zu erobern. Anatolien und Antiochia blieben byzantinisch. Juden und Christen in Palästina durften weiter ihre Religion ausüben, mussten nur eine bescheidene Extrasteuer zahlen, womit die Araber ihre Heere finanzierten, um Persien und Nordafrika zu erobern.

Inzwischen rückten die Seldschuken (ein Turkvolk) aus dem Osten an und eroberten Bagdad und drängten weiter nach Westen. Byzanz war inzwischen immer korrupter geworden, von politischen Intrigen geschwächt, so dass es den Seldschuken 1070 bei Manzikert gelang, das byzantinische Heer vernichtend zu schlagen. Immer mehr Seldschuken sickerten in Anatolien ein, so dass am Ende nur noch die Westküste griechisch blieb. Elf Jahre vor Ankunft der Kreuzritter nahmen sie Syrien und Antiochia ein. Palästina und Jerusalem blieben ägyptisch. Dazwischen blieben aber auch noch arabische Fürstentümer übrig, wie zum Beispiel Schaizar. Und natürlich Beduinen in der Wüste.

Dann kamen die Christen und wollten das Heilige Land befreien, was zumindest in den Küstenregionen gelang. Die Ägypter versuchten jahrelang Jerusalem zurückzuerobern, die Seldschuken festigten ihre Herrschaft in Anatolien, Mossul, Aleppo und Damaskus. Sie wurden die Hauptgegner der Kreuzritter, denn die Ägypter zogen sich nach dem Verlust von Ascalon zurück. Die Araber blieben etwas dazwischen, einerseits waren sie Moslems, andererseits auch keine Freunde der Seldschuken. Als die ersten Christenkrieger halb verhungert eintrafen, bekamen sie von Arabern Nahrung und Maultiere.

Die Seldschuken waren unter sich sehr uneinig, die Fürsten bekämpften sich gegenseitig. Nur ab und zu gingen sie mit einem geeinten Heer gegen Christen vor. Ein türkischer Fürst musste möglichst viele Söhne haben, die nach seinem Tod um den jeweiligen Thron kämpften und sich oft gegenseitig umbrachten. Das war so gewollt, der Stärkere macht das Rennen. Aber das hieß auch, dass sie sich gegenseitig bekriegten. Zum Glück für die Christen.

Das erklärt vielleicht ein bisschen die verworrene politische Lage, die so nebenbei im Buch erwähnt wird. Wechselnde Herrscher in Aleppo, Damaskus als attraktives Ziel sowohl für Seldschuken wie Christen. Nachdem die Kreuzritter am Ende vertrieben wurden, beruhigte sich die Lage. Und mit den Osmanen noch mehr.

Doch all diese Ureinwohner und Eroberer der Levante, Juden, Armenier, Kurden, Griechen, Römer, Araber, Türken, Christen - sie alle haben ihren eigenen Stempel aufgedrückt, kulturell wie auch genetisch. Man spricht zwar arabisch, aber echte Araber sind die Einwohner der Levante nicht. Auch der berühmte Saladin war Kurde und kein Araber. Diese unglaubliche Vielfalt ist faszinierend, aber auch die Quelle ewigen Streits. Besonders was die vielen Reiigionen und Glaubensrichtungen angeht. Man hat das Gefühl, dort wird es nie zur Ruhe kommen.