Was motiviert einen Terroristen?

Was motiviert Menschen wie Brenton Tarrant, mit einem Sturmgewehr in zwei Moscheen einzudringen und 50 Menschen umzubringen? Und das auch noch live auf Facebook zu streamen. Oder einen Anders Breivik, auf den Tarrant sich beruft, der im Jahre 2011 in Norwegen 77 junge Menschen kaltblütig getötet hat. Oder die islamistischen Terroristen, die im Pariser Bataclan 130 Menschen umgebracht haben.
So unverständlich der Hass ist, der diese Leute dazu veranlasst, so erstaunlich ihre Bereitschaft, sich dabei zu opfern, entweder selbst bei dem Anschlag zu sterben oder lebenslang ins Gefängnis zu gehen. Wer tut so etwas?
Diese Frage hat mich als Autor interessiert, der gerade einen Roman über einen solchen Mann zu Ende geschrieben hat - über Gavrilo Princip, der Attentäter von Sarajevo im Jahre 1914. Sein Anschlag war natürlich ein gezielter, politischer Mord und kein Massenabschlachten wie die gegenwärtigen Terrorattacken. Die Ziele sind also nicht die gleichen. Trotzdem wussten auch Gavrilo und seine zwei Mittäter, dass sie aus der Nummer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht lebend herauskommen. Sie haben sich für ihre Ideen geopfert.
Warum tun die das, muss man sich fragen. Die drei von Sarajevo waren keine Gangster oder Psychopathen. Sie waren einfach der Überzeugung, das einzig Richtige zu tun, um ihrem Volk zu helfen in dem Versuch, die österreichisch-ungarische Monarchie durch diese Attentat zu destabilisieren. Sie handelten aus einer Opferrolle heraus. Bei Princip war es das geknechtete, serbische Volk, das sie befreien wollten. Sie verstanden sich als Helden und waren sicher, die Nachwelt würde sie und ihre mutige Tat bejubeln und in Schulbüchern würdigen. Einer hat sich sogar noch am Tag davor bei einem Fotografen ablichten lassen.
Die schlimmsten Greuel in der Weltgeschichte werden von Menschen begangen, die sich und die Gruppe, zu der sich zugehörig fühlen, als Opfer verstehen und der festen Überzeugung sind, das Richtige zu tun, indem sie den vermeintlichen Feind oder Unterdrücker vernichten. Gewalt ist somit das letzte und gerechtfertigte Mittel, um den Untergang ihrer eigenen Gruppe, Nation, Rasse zu verhindern. Religionen und Ideologien, wie auch Nationalismus, Fremdenhass und Rassismus eignen sich wunderbar dafür. Und zur Not bastelt man sich selbst eine Ideologie zusammen wie Breivik und Tarrant in ihren „Manifestos”. Auch rechts-populistische Politiker schüren dieses Opferempfinden bei ihren Anhängern. Siehe Trump, Orban, Nigel Farage, und andere.
Das war schon zur Zeit der Kreuzzüge so, bei den Nazis und im Bosnienkrieg. Heutzutage haben wir es mit Islamisten auf der einen und rechtsradikalen Nationalisten auf der anderen Seite zu tun. White Supremists, wie Tarrant und Breivik, verbreiten Verschwörungstheorien, ihr „Volk” würde systematisch und mit Unterstützung linker Regierungen von Braunen, Moslems, Juden oder Kommunisten unterwandert. Sie reden davon, Widerstand zu leisten, die alte Ordnung wiederherzustellen, das Volk zu befreien, die Welt vom Ungeziefer zu säubern. Von Hetzreden bis zur Gewalt ist nur ein kleiner Schritt.
Und natürlich sehen sie sich dabei als Kämpfer und Helden, die bereit sind, sich selbst für das große Ziel zu opfern. Das scheint ihre Tat noch besonders zu heiligen. Nicht wenige solcher „Kämpfer” kommen aus asozialen Verhältnissen und sehen in ihrer Tat die Möglichkeit, ihrem nutzlosen Leben einen Sinn zu geben, ja einen Glorienschein.
Interessant, dass Brenton Tarrant sich angeblich eine längere Zeit auf dem Balkan aufgehalten hat, wo er sich vom serbischen Nationalismus hat anstecken lassen. Sowas wie „ethnische Säuberung” hat ihm bestimmt gefallen.
Das passt nun wiederum zu meinen drei Terroristen, die ich in „Der Attentäter” beschreibe. Zumindest im geografischen Sinne. In dem Buch, das im Herbst erscheinen wird, behandle ich die drei aber nicht als harte Verbrecher, sondern als verführte und fanatisierte Jugendliche mit einem romantischen Verständnis von Nation, die einem fast leid tun können. Aber nur fast. Das Buch ist jedenfalls spannend.

300.000 !

Als Autor wünscht man sich ja immer möglichst viele Leser. Und natürlich ist man nie zufrieden. Das neue Buch, es verkauft sich, aber es könnte besser sein. Und man bangt, ob es nach drei Monaten vielleicht aus den Läden verschwindet wie so viele Titel in unserer schnelllebigen Zeit. Mehr als 6 Monate schafft wohl kaum ein Buch, außer man heißt Ken Follet oder Rebecca Gablé.

Vor ein paar Tagen habe ich meine neueste Abrechnung bekommen und mal grob überschlagen, wie viele Bücher ich in etwa verkauft habe - das neuste noch gar nicht mitgezählt - und komme auf insgesamt 300.000 Exemplare. Das ist nun doch erstaunlich. Und ich muss da wirklich meinen Fans ganz herzlich danken. Denn ich weiß, dass viele meine Art, Geschichten zu erzählen, besonders mögen und fast alles von mir gelesen haben. Das freut mich ungemein und spornt weiter an.

Im Herbst erscheint ein neues Buch von mir, ein historischer Thriller. Und inzwischen arbeite ich schon an einem weiteren Thema. Auch historisch, aber diesmal etwas ganz anderes.